Werden Menschen geformt von eigenen Energien und Kräften? Oder sind es die Geschichten, die in ihnen und um sie herum geschehen. Formen Menschen Geschichten? oder ist es denkbar, dass es genau umgekehrt passiert? Erkennen Menschen Muster, Gedanken und Melodien die sie formen oder sind es vereinfacht gesagt, Muster, Gedanken und Melodien, die Menschen "bilden", die schon lange vorher in ihnen verwoben waren, sind?
Berührt sein von Leben heißt, vielleicht, habe ich das was geschieht tatsächlich gespürt. Oder es ist ein Echo, eine Antwort auf eine Vergangenheit, die nicht zwangsläufig von mir gelebt und erlebt worden ist. Ist es Teil meiner Lebensgeschichte, meines Lebensfadens oder ist es ein fremder Teil eines fremden Lebens, das um mich herum und in mir gelebt, verwoben wurde, gar noch gelebt wird.
Wie können wir uns selbst erklären, uns selbst verstehen, ohne in einen Strudel aus Fragen zu geraten, zu deren Antworten wir keinen Zugang haben. Alte Denk-und Glaubensmuster existieren nicht mehr. Kirchliche und familiäre Wegweiser gehören oft der Vergangenheit an. Werte, die unsere Eltern noch mit gutem Gewissen vermittelt haben, scheinen obsolet. Wir ziehen es vor, nur uns selbst zu vertrauen. Was eine gute Sache ist, wären da nicht die vielen alten Glaubensmuster und Werte, die für unsere Eltern Gültigkeit hatten, die ihr Leben bestimmten, es zu einer Gemeinschaft verwoben haben - und, die in unser heutiges Leben hinein wirken. Und: trotz allem scheint es, dass sie sich nicht als tragende Werte entpuppt haben. Ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht, haben sie diese Werte aber im Rahmen unseres Sozialisationsprozesses an uns vermittelt. Sind wir uns dieser Mechanismen bewusst, die unser Leben und damit unsere Werte bestimmen oder ziehen wir es vor, zu verneinen, zu negieren und unsere eigene Werte zu kreieren? Und weiter und wieder gefragt, welchen Wert stellen die Fixpunkte, Eltern und Gesellschaft und unsere eigenen, in unserem Leben dar?
Wir alle lieben Geschichten, die ein "gutes Ende" haben. Doch was, wenn es uns nicht gelingt, ein gutes Ende, geschweige denn, noch davor, ein gutes Leben zu leben, für unsere Lebensgeschichte zu schaffen? Und weiter: Sind wir uns dessen bewusst, dass Zuordnungen nicht für ein ganzes Leben taugen? Dass wir Kapitel für Kapitel neue Heimaten suchen und finden müssen/ sollen/ dürfen? Wissen wir um die Kraft, die in Geschichten steckt?
Schwester Gretel hat, um ihren Bruder zu retten, die Hexe in den Ofen gestoßen. Bravo, ruft das Publikum. Sie hat die Geschichte erkannt und sie zu einem guten Ende geführt. Nebenbei bemerkt, Gretel muss sich auch nicht länger mit der Frage herumschlagen, was sie am Los ihres Bruders hätte "verbessern", ändern können. Im Sinne von "wenn nicht er ... dann wäre ich in die Hände der Hexe gefallen ...". War es ein Akt des Mitgefühls oder stand der Wunsch, sich selber zu retten im Mittelpunkt? Wir wissen es nicht oder wollen es nicht wissen und vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt, diese Geschichte nun loszulassen. Es ist passiert, schreiben die Brüder Grimm, die Geschichte ist vorbei und Hänsel ist gerettet.
Beide Protagonisten dürfen jetzt die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen. Das Muster des Helden und der Retterin ist bedient und ruft nach einer neuen Herausforderung. Jetzt können auch wir die Geschichte beruhigt loslassen und uns nach einer anderen umsehen. Nach neuen Erfahrungen, neuen Entscheidungen und neuen Mustern.
Nebenbei? und hoffnungsvoll: Swami Sivananda sagt:
Alle Fähigkeiten, Energien und Kräfte liegen in dir verborgen.
Entfalte sie und werde frei und groß.
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