Montag, 10. Oktober 2016

Mein Herbstmädchen

ist fast fertig. Die Strümpfe fehlen noch und vielleicht noch geflochtene Zöpfe ... und eine Tasche ... und ...


Sie entstand für die Puppenmitmachereibei von Naturkinder (das vierte Treffen) und Mariengold (hier). Ich hatte mir vorgenommen, eine Puppe nach Pippis Vorbild zu fertigen. Darüber habe ich hier geschrieben.


Hmm, es ist eine Sache, eine Puppe zum Leben zu erwecken, und es ist eine andere Sache, einen bereits bestehenden Charakter nachzuempfinden. Ich hatte dieses Bild im Kopf, aus meiner Kindheit und es war Inger Nilsson. Schon bei der Augenfarbe spürte ich, dies ist nicht meine Pippi. Die "Inger-Pippi" hat blaue Augen, mir stand der Sinn  nach grünen Augen, und doch habe mich für blaue entschieden. Und irgendwie stimmt es nicht. 


Pipis Zöpfe sind geflochten, mir gefallen heute offene Zöpfe besser.  So wie mir Pipi heute der Rolle ein weg zu angepaßt scheint. Es ist schwierig, dafür die passenden Worte zu finden. 


Pipis Farben, die die Farben des Herbstes sind, tauchen auch auf meiner Leinwand auf. Auch das Bild ist noch unfertig, ohne das ich sagen könnte, was noch kommen wird. Ich vermute, es mangelt noch an  dunklen Farben, die der Jahreszeit Tiefe geben.


Es sind stille Herbsttage, und ich habe im Internet ein Gedicht gefunden, das Fra Giovanni Giocondo im Jahre 1513, zum Weihnachtsfest an Gräfin Allagia geschrieben hat. Ich möchte es hier teilen: 

* * * * *

„Ich grüße Dich als Freund, und tief ist meine Liebe für Dich. Nichts kann ich Dir geben, das Du nicht schon hättest. Du aber kannst vieles, sehr vieles nehmen, was ich nicht geben kann. Es gibt für uns erst einen Himmel, wenn unser Herz im Hier und Jetzt zur Ruhe kommt. Nimm also den Himmel! Es gibt keinen künftigen Frieden, der nicht schon jetzt in diesem Augenblick verborgen läge. Nimm also den Frieden!

Die Schwermut der Welt ist nur ein Schatten. Dahinter, und doch zum Greifen nahe, liegt Freude. Mitten in der Finsternis strahlen Glanz und Herrlichkeit, wenn wir nur sehen können. Und um zu sehen, müssen wir nur schauen. Ich beschwöre Dich also, mach‘ Deine Augen auf!

Das Leben schenkt so großzügig. Wir aber urteilen nach der äußeren Hülle der Gaben und verwerfen es als hässlich, schwer oder hart. Schaue unter die Hülle und Du wirst eine lebendige Pracht finden, von Liebe gewoben in Weisheit und mit Kraft. Nimm‘ dieses Geschenk dankbar in Empfang und Du wirst die Hand des Engels fühlen, die es Dir bringt. Alles, was wir Heimsuchung, Leid oder Verpflichtung nennen, kommt, glaube mir, aus des Engels Hand; es ist Geschenk und Wunder einer überschattenden Gegenwart.

So auch Deine Freuden. Sei nicht zufrieden mit ihnen als bloße Freuden; auch sie verbergen göttlichere Gaben. Das Leben ist so voller Sinn und Bedeutung, so voll verschleierter Schönheit, dass Du entdecken wirst: Die Welt verhüllt nur Deinen Himmel. Habe also Mut, ihn zu beanspruchen! Darauf allein kommt es an. Aber Mut hast Du ja, und die Gewissheit, dass wir gemeinsam als Pilger auf dem Weg sind durch fremdes Land heimwärts.

Und so grüße ich Dich denn zu dieser Jahreszeit, nicht wie die Welt Grüße sendet, sondern mit tiefer Ehrfurcht und bete, dass für Dich „der Tag anbrechen möge und die Schatten weichen“, jetzt und für immer.“

* * * * *

Und so grüße ich Euch!