Han Kang, die Gewinnerin des Nobelpreises für Literatur 2024 (Griechichstunden), hat ein sehr schönes und beachtenswertes Buch geschrieben. Es ist nicht ihr erster preisgekrönter Roman, und der, nicht nur für mich - viele Fragen aufwirft.
Ich meine das Buch „Die Vegetarierin“. Es ist in Deutschland zuerst 2016 bei Aufbau erschienen. Han Kang schreibt über eine junge Frau, die aufgrund ihrer augenscheinlichen „Normalität“ einen Ehemann findet, der genau diese Eigenschaften schätzt, sie braucht, um sein eigens Sein nicht in Frage stellen zu müssen.
Doch diese, seine Frau, entwickelt über Nacht, hervorgerufen durch einen Traum, einen kompromisslosen Vegetarismus, der ein Veganismus ist. Es gibt künftig keine tierischen Produkte mehr für sie und deshalb auch nicht für ihren Ehemann. Die gesamte Familie steht Kopf und will die Protagonistin zum einen überreden, zum anderen sogar zwingen, tierische Produkte zu verzehren. Das geht natürlich - und Göttin sei Dank - schief und wir tauchen ein in das neue Leben der Yong-Hye.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung wird auf dem Buchcover zitiert: "Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch über eine Frau, die laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist- bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen."
Ich war sehr neugierig auf das Buch, weil ich die Perspektive, die Gedanken des Ehemannes so überaus grotesk empfunden habe. Wer, bitte! sucht sich einen Partner, eine Partnerin unter der Prämisse der Durchschnittlichkeit? Oder ist in einem dunkleren Zusammenhang Durchschnittlichkeit mit Gewohnheit, dem was wir kennen, zu assoziieren? Suchen wir immer nur das Bekannte? (Darauf gibt es Hinweise ...) Stets darauf bedacht, keine Unsicherheiten zu erleben, um in uns selbst autark und zweifelsfrei zu bleiben?
Diese Fragen bewegen mich auch nach der Lektüre des Buches. Wer, welche bin ich? Welche Erwartungen lebe ich? Sind es meine Erwartungen oder die von Familien, von Gesellschaften, von Umständen? Finde ich Schnittstellen zu meinem Leben? Möchte ich die überhaupt finden?
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Im „Heute“ (was ist das schon?) stricke ich mehr oder weniger absichtsfrei, jedoch sehr gern beim Lesen bzw. Hören von Büchern. Ich bin keine geübte Strickerin und schaffe innerhalb eines Jahres nur ein Schultertuch und Teile eines Pullovers und kleinere Arbeiten. Die möchte ich heute gerne zeigen, als Ergänzung zu meinen Gedanken und meinen gelesenen Büchern. Es tut meinem Geist gut, dass meine Hände eine "Handarbeit" haben, die sie weg tragen aus meinen Gedanken. Mit jeder Masche, die gestrickt oder gehäkelt wird, werden sie ruhiger und ich entspanne meinen Geist, meinen Körper, mich.
Jeder Mensch erfindet sich früher oder später
eine Geschichte, die er für sein Leben hält,
oder eine ganze Reihe von Geschichten.
Max Frisch
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