Sonntag, 14. April 2024

Kleines Hanami

 Das Japanische Kirschblütenfest "Hanami" erfreut (nicht nur) die Herzen der Japaner zu dieser Zeit. Hanami bedeutet soviel wie "Blütenbetrachtung" oder Betrachtung der Kirschblüte". Es ist eine wunderbare Betrachtung und ein Genuss nach den kalten Wintermonaten, wieder ohne Mantel und Stiefel im Freien zu sein, das Leben zu genießen. 

Vor einigen Jahren habe ich in meinem Garten einen Kirschbaum gepflanzt. Damals dachte ich noch nicht an Hanami, sondern erhoffte wohlschmeckende Kirschen. Nun schenkt uns der Baum jedes Jahr viele Früchte, die wir redlich mit Amseln und anderen Gartenbewohnern teilen. 




Wie in jedem Frühling begrüße ich Bäume und Sträucher, alles was schwebt und fliegt oder "einfach" krabbelt und kriecht. Es ist die Zeit des ersten Kaffees auf der Terrasse, wo noch jeder Sonnenschein gesucht und willkommen geheißen wird. 
Es erscheint mir wichtig, in der Freude und in guten Gedanken zu bleiben, besonders angesichts der politischen Lage im Nahen Osten, die heute Nacht eine neue Dimension angenommen hat. 



Ein herrliches Wetter auch für Spaziergänge im Wald. Strahlender Sonnenschein mit starkem Wind. Eine schöne Kombination.




Ein Haiku das ich passend dazu finde:


Ich habe den Boten

unterwegs getroffen, öffne den Brief -

der Frühlingswind.


Kito




Montag, 8. April 2024

Das Unsagbare

Was wichtig ist: das Unsagbare,

das Weiße zwischen den Worten,

und immer reden diese Worte

von den Nebensachen, die wir

eigentlich nicht meinen.

(Max Frisch,  geboren 15.05.1911 gestorben 4.04.1991)




  

Das weiße zwischen den Worten, das mir immer wieder die Sprache verschlägt und mich neugierig macht auf mehr. Im März und April war und ist es "Das Kopfkissenbuch" der Sei Shonagon.

In vielen Literaturquellen findet man immer wieder einen Verweis auf ein Tagebuch, das eine Hofdame im Japan der Heian-Zeit (794 bis 1185) geschrieben hat. 


Mamoru Watanabé schreibt in seiner Übersetzung, dass Kaiserin Sadako einer Hofdame, Sei Shonagon, einen dicken Stoß erlesenes Papier zum Geschenk machte. Die Hofdame meinte, sie würde daraus ein Kopfkissen machen. Ein Kopfkissen war zu jener Zeit eine Notizbuch, in das man alles niederschreiben durfte, was man sonst nur seinem Kopfkissen anvertrauen würde.


Was erschien Sei Shonagon bemerkenswert? Macht, Müßiggang, persönliche Liebschaften, Pikanterien, Flötenspiel und Kalligraphie uvm. Wir heute lesen ihre Worte als Listen. Z.B.


"Ernüchterndes

Ein Hund, der am hellichten Tage bellt

Ein neugebautes Kinderzimmer, nachdem der Säugling gestorben ist

Ein Feuerbecken ohne Feuer

Ein Kutscher, der seine Tiere lieblos behandelt

Es ist auch ernüchternd, wenn man jemandem sein Gedicht schickt, das man selber für wohlgelungen hält und kein Antwortgedicht bekommt."


oder


"Anstand in der Sprache

Leute, die es nicht verstehen, Briefe mit den richtigen Höflichkeitsausdrücken zu verfassen, können verachtet werden ..." (aus der Übersetzung von Watanabé).


Das sind nur zwei Beispiele aus vielen, denen ich gerne nachgehen wollte. Daher suchte ich nach weiterer Literatur, um mir ein Bild der Sei Shonagon zu machen. Gefunden habe ich zunächst eine  Übersetzung von Watanabé



und eine neuere Übersetzung von Michael Stein, aus dem Manesse Verlag. 


*****


Auch der Roman von Mia Kankimäki, "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen"  kann mich nicht wesentlich erhellen. Ich erhoffte mir einen tiefer gehenden Einblick in die Lebenswelt der Sei Shonagon. Gefunden habe ich ein Buch, das mehr Fragen aufwirft, als sie zu beantworten. Es ist ein dickes Buch (518 Seiten), das meine Neugier geweckt hat und ich werde weiter suchen.

Auf der Rückseite des Buches lese ich, dass die Autorin aus ihrem Leben ausgebrochen wäre und nach Kyoto gereist sei, um sich auf die Spuren der Sei Shonagon zu machen. 


Wahrscheinlich werde ich nicht so bald nach Kyoto reisen können, aber  in diese Richtung lesen und schauen, was mir wichtig erscheint und was nicht Unsagbar gewesen sein soll, habe ich beschlossen.