Mittwoch, 11. Oktober 2017

Im Lichtschatten

Herzmomente im Herbst habe ich am letzten Sonntag erlebt.
Die Sonne schien nach gefühlt wochenlanger Abwesenheit und Tagen in Grau und Regen. Zeit vor dem Spaziergang für einem Ausflug in die KulturBäckerei Lüneburg. Der Künstler Karl-Ernst Gaertner zeigt Papierschnitte und Manuelle Drucke – wunderschön und sehr sehenswert. Link zu Hr. Gaertner.


Es zog mich später hinaus auf Feldwege. Ich habe den Himmel so erlebt, wie Otto Modersohn ihn gemalt hat. Weit und wild und verwegen. So, wie ich den Norddeutschen Himmel in meinem Herzen trage.


Der Himmel war so blau, dass es fast kitschig wirkte. Der Wind spielte mit den Wolken, das Licht wechselte von einer Sekunde zur anderen und ich fand mich hier draussen auf dem Acker wieder „Im Lichtschatten“ - dem Thema der Ausstellung von Karl-Ernst Gaertner.


Herr Gaertner legt in seinen Bildern Wert auf den „Verkehr der Lichtformen untereinander“. Dies hatte er mir beim Betrachten seiner Bilder erläutert. Ich war sofort beeindruckt von diesem Satz. Er ist ein Schlüssel zu seinen Bildern und mir wurde schlagartig bewußt, wie wenig ich auf das Licht in meinen Bildern geachtet habe.


Ist es nicht auch eine Metapher dafür, wie wir das (unser) Leben betrachten? Mit Licht, mit Schatten oder mit Lichtschatten? Es war eine unverhoffte Lektion in Sachen "wie betrachte ich das Leben". Eine schöne Lektion.


Und so, wie das Licht mir den herrlich blauen Himmel geschenkt hat, hat es mir das Orange und Rot reifer Früchte geschenkt. 


Hier sind es Ebereschen und Hagebutten. An Hagebutten komme ich nicht vorbei, ohne ihnen verliebte Blicke zuzuwerfen. Und denke dabei an Kinderzeiten, als wir Geschwister uns gegenseitig die juckenden Früchte unter die Kragen gesteckt haben. Auch das Herzensmomente in der Erinnerung.  



So staune ich immer wieder, wie sehr scheinbar alltägliche Dinge in der Summe eines Tages an Bedeutung gewinnen. Ein Ganzes ergeben. Und dies ist keineswegs unser Verdienst. Alles ist immer um uns herum vorhanden. Mal mehr mal weniger sichtbar. Es ist an uns, ob wir sehen, erkennen. Es ist unsere Entscheidung. 


Ich beende diesen Post mit einem Zitat von Hilde Domin:


"Ich setzte den Fuß in die Luft
und sie trug "














Weißdorn

Feld in Bardowick