Samstag, 25. Mai 2024

Dystopie oder Realität

 

 

Es geht immer nur um uns.

Um unsere Wünsche.

Um unsere Befindlichkeiten.

Um unser Spiegelbild.

 

Es gibt Momente, in denen wir heraus schauen - um unsere Teller herum.

Momente, in denen uns Tierleid so stark berührt,

dass wir glauben, es nicht zu ertragen,

das andere Wesen so fern von Hoffnung und Hilfe zu sehen.

 

Es gibt Momente, in denen wir es nicht ertragen,

unseren Anteil an der Schöpfung zu sehen -

dem, was daraus wurde. Dem, was unser Anteil ist.

 

Es gibt Momente, in denen wir uns nicht in die Augen sehen können.

Weil wir so anders sind, als wir es denken.

Voller Angst, voller Gefühle, die wir nie in uns vermutet haben.

Wo der Schmerz uns auffrisst, unser Bewusstsein von Schuld vernebelt

und uns weitergehen heißt, in Tage und Nächte, die uns ratlos zurücklassen.

 

Es geht immer nur um uns.

Ob wir nicht doch einen Ausweg finden,

aus unseren Wünschen und Begehrlichkeiten.

Unser Spiegelbild zerschlagen …




Freitag, 17. Mai 2024

Grazien

"Kommt nun herbei, Grazien zart, Musen mit schönen Haaren."

Source: Wikipedia

So dichtete Sappho. Und es gefällt mir sehr. Musen, Grazien und dazu noch Schönheit, was kann ich mehr wünschen. Den Himmel auf Erden?

Sappho, eine der berühmtesten Dichterinnen der antiken Welt, wurde um das Jahr 630 v. Chr. auf der Insel Lesbos im ägäischen Meer geboren. Als Tochter eines reichen Adligen genoss sie eine privilegierte Ausbildung, die ihr eine umfassende Kenntnis der Literatur und der Künste vermittelte.

Es heißt, dass Sappho früh ihre Leidenschaft für Poesie entdeckte und begann, ihre eigenen Gedichte zu verfassen, die oft von Liebe, Leidenschaft und Schönheit inspiriert waren. Sie gründete (wie es heißt nach ihrer Rückkehr aus dem Exil) eine Schule für junge Mädchen und Frauen, die als "Sappho-Kreis" bekannt wurde, in der sie ihre Schülerinnen auf ihr späteres Leben vorbereitete und in der Kunst des Dichtens unterwies.

Ihre Gedichte wurden für ihre Eleganz, ihre Sinnlichkeit und ihre lyrische Intensität gerühmt und gewannen schnell an Popularität in der gesamten antiken Welt. Sappho wurde als "Zehnte Muse" verehrt und ihre Werke wurden von Generationen von Dichtern und Schriftstellern bewundert und nachgeahmt.

Es ist überliefert, dass Sappho aufgrund politischer Spannungen, so heißt es, gemeinsam mit ihrer Tochter, um 600 v.Chr. vom damaligen Tyrannen ins Exil nach Sizilien verbannt wurde.

Trotz ihrer großen Bedeutung für die antike Literatur ist nur ein Bruchteil ihres Schaffens erhalten geblieben. Viele ihrer Gedichte sind verloren gegangen oder wurden im Laufe der Jahrhunderte zerstört. Aber ihr Einfluss auf die Poesie und die literarische Tradition ist für viele Menschen unbestritten.

Sappho verstarb wahrscheinlich um das Jahr 570 v. Chr. Ihr Vermächtnis lebt jedoch weiter in den Fragmenten ihrer Gedichte und in der Erinnerung an eine Frau, deren poetische Vision und Leidenschaft die Welt veränderten.


***

Wie komme ich auf Sappho? Mia Kankimäkis zweites Buch "Frauen, an die ich nachts denke" zitiert Sappho mit den obigen Zeilen. Sie schreibt darin über die Frauen, über die sie in schlaflosen Nächten nachdenkt, reflektiert. Sie nennt sie Nachtfrauen und die Autorin macht sich auf die Reise, um "den Spuren ihrer Heldinnen" zu folgen. Sie schreibt u.a. über Karen Blixen und Afrika, Isabella Bird, Ida Pfeiffer, Mary Kingsley, Nelly Bly, Yayoi Kusama und andere Frauen, die ihr Inspiration waren.

Das Buch ist wieder die Suche nach ihrem eigenen Roman, ihrem eigenen Stil. Darüber hat man schon in ihrem ersten Roman, "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" gelesen. Ich hätte mich gefreut, mehr über ihre Protagonistinnen zu lesen. Z.B. über Alexandra David-Neel, die als erste westliche Frau Tibet bereiste, sich heimlich auf den Weg nach Lhasa machte. Trotzdem finde ich das Buch lesenswert und ganz besonders die Ratschläge die sie ihren Nachtfrauen in den Mund legt:

"Wenn du unter Depressionen, Frustration oder Kopfschmerzen leidest, mache dich auf die Reise!"

oder:

"Sei mutig! Es macht nichts, wenn du Angst hast. Spiele mit den Karten, die du bekommst! Auch wenn du krank bist, kannst du aus vollen Zügen leben. Wenn du alles verlierst, fange an zu schreiben!

Es gibt so viele Parallelen zu heutigen Frauenleben. Die abenteuerlichen Reisen zu uns selbst, die wir durchleben. Das Hadern mit dem Schicksal, vielleicht. Die Themen Angst und Krankheiten haben unsere Vorfrauen mindestens ebenso beschäftigt, wie uns heutige Frauen. Es scheinen universelle Themen zu sein. Noch.


  




PS: Ich bitte die verschiedenen Schriftarten zu entschuldigen. Der Editor ließ sich nicht dazu bewegen, meine Formatierungen umzusetzen.






Donnerstag, 2. Mai 2024

Jeder Tag

 
Ein Zitat, das Arthur Schopenhauer zugeschrieben wird, gibt in etwa die Gedanken wieder, die seit einiger Zeit immer wieder in mir auftauchen:

“Jeder Tag ist ein kleines Leben, jedes Erwachen eine kleine Geburt, jeder neue Morgen ist eine kleine Jugend.” 

 Arthur Schopenhauer

Man kann diese Gedanken auch auf den Lauf des Jahres anwenden. Im Frühling, am Morgen, macht sich alles Lebende auf zu neuen Taten. Die Lebensuhr ist frisch aufgezogen und schnurrt hin zum Vollfrühling und den frühen Sommertagen am Mittag. Die Jahresmitte, um den Sommeranfang herum ist nach dieser Auffassung am Mittag. Die Sonne hat ihren höchsten Punkt erreicht. Unser Arbeitstag ist zur Hälfte geschafft und wir lassen uns gerne ein Mittagessen schmecken. 

Die Mittagszeit ist genau wieder Sommer eine Zeit des Innehaltens, des Verweilens. Im Tag verweilen, eine Pause einlegen, so wie der Sommer mit seinen warmen Tagen zu Genuß und Ausruhen einlädt. Im täglichen Herbst genießen wir am Nachmittag noch produktive Stunden, spüren aber bereits, dass die Uhr des Tages langsamer läuft, dass die Kräfte nachlassen und wir uns über Pausen freuen und das schöne Gefühl, den Tag gemeistert, nach unseren Wünschen gestaltet zu haben.

Zum Abend hin wird es winterlich. Was hat der Tag gebracht, was sollte oder muss noch getan werden. Habe ich alles "geschafft", was ich mir vorgenommen habe, was will ich heute noch erledigen und was muss an einem anderen Tag, einem anderen Jahr erledigt werden. Dem Jahreslauf folgend, geschieht Rückzug ins Private, ins Haus und der Schlaf wird vorbereitet, der seine Träume in uns schneien lässt.

Die erste Mohnblüte
Die erste Mohnblüte

Nicht nur der Mensch verortet sich gerne. Wir suchen und schaffen Ankerplätze im Alltäglichen, im Raum und in der Zeit. Es ist uns Bedürfnis, Zeiten und Rhythmen zu bestimmen, so wie die Natur uns - z.B. durch ihre Jahreszeiten, Bezugspunkte setzt. Wir gehen durch die Stunden des Tages, wie durch Jahreszeiten und bauen unser Haus.



Die erster Rosenblüte