von Alyson Richman, ist meine derzeitige Lektüre. Der Protagonist des Romans, wächst in Japan auf, wo er in eine lange Tradition von Maskenschnitzern eingebunden ist. Sein Vater ist ein angesehener Maskenschnitzer im Noh-Theater, einer Kunstform, die tief in der japanischen Kultur verwurzelt ist. Kiyoki wird von klein auf in die geheimen Handwerkstechniken und die Bedeutung der Masken eingeführt, die sowohl künstlerisch als auch spirituell eine zentrale Rolle im Noh-Theater spielen.
Das Leben von Kiyoki in Japan ist von starkem familiären und kulturellen Druck geprägt. Als Sohn eines traditionellen Handwerkers steht er unter dem Erwartungen, die Kunst seines Vaters fortzusetzen und die Familientradition zu bewahren. Dies bringt Kiyoki in einen inneren Konflikt, da er die Kunst des Maskenschnitzens liebt, aber gleichzeitig das Gefühl hat, mehr zu wollen – vor allem, die westliche Malerei zu verstehen und selber zu schaffen. Kiyoki verspürt den Drang, seine eigene künstlerische Vision zu verfolgen. Sein Herz schlägt für die europäische Moderne und die Malerei, die für ihn Freiheit und Individualität verkörpert.
Der Wunsch, Japan zu verlassen und nach Frankreich zu gehen, ist eine Flucht vor den Erwartungen und der Schwere des Lebens in Japan. Das Leben in Japan – geprägt von Tradition und einer klaren Rollenverteilung – fühlt sich für Kiyoki zu einschränkend an. Sein innerer Drang, die westliche Kunst zu erleben und zu verstehen, stellt für ihn einen Weg dar, sich von der Last der Tradition zu befreien und seine eigene künstlerische Identität zu entwickeln. So wird die Reise nach Frankreich nicht nur zu einem Schritt in die Freiheit, sondern auch zu einem Schritt in seine eigene, ungelebte künstlerische Zukunft.
Die Bühne eines Noh-Theaters, von einer KI generiert |
Angetrieben von seinem Wunsch, die Kunst der europäischen Avantgarde zu entdecken und sich selbst als Maler zu verwirklichen, reist Kiyoki nach Frankreich. Dort taucht er in die Welt der Pariser Kunstszene ein, eine Welt voller kreativer Freigeister, die in starkem Kontrast zu den strengen japanischen Traditionen steht. Die Begegnungen mit der westlichen Kunst inspirieren ihn, seine Identität als Künstler zu hinterfragen und gleichzeitig mit seinen kulturellen Wurzeln zu verbinden.
Die Masken, die Kiyoki in Japan bei seinem Vater als Handwerkskunst erlernt hat, bleiben ein zentrales Symbol: Sie repräsentieren nicht nur die Tradition, sondern auch die Frage nach Authentizität und der eigenen "Maske", die man in der Welt trägt. Der Roman thematisiert Kiyokis Reise zwischen zwei Welten – der japanischen und der westlichen – und beleuchtet, wie Kunst und kulturelle Begegnungen den inneren Konflikt zwischen Tradition und Moderne heilen können.
Ich liebe Bücher, die mir nicht nur Freude beim Lesen, sondern auch Wissen vermitteln. Auch dieses Buch ist so ein Buch. Das Noh-Theater Japans, war und ist mir relativ fremd. Nun tauche ich in den Wissenspool des Internets und erfahre, dass Noh als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist und dass auch heute noch Stücke aufgeführt werden. Es hat viele moderne Künstler und Theaterschaffende inspiriert, darunter auch Bertolt Brecht.
Das Noh-Theater ist eine Kunstform, die Tradition, Spiritualität und Ästhetik vereint. Auch wenn es für Europäische Augen und Ohren gewöhnungsbedürftig ist, fordert es von seinem Publikum Geduld und hohe Aufmerksamkeit. Kenner meinen, dass das Noh-Theater jedoch mit tiefgründigen Einsichten und zeitloser Schönheit belohnt.
Für Interessierte füge ich hier einen Link zu einem YouTube-Video ein (Keine Werbung):
https://www.youtube.com/watch?v=YVARAMARvk8
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