Sonntag, 15. Dezember 2024

Freitag, 13. Dezember 2024

Sich kennenlernen

Meine Sterne zeigen heute ein zwiespältiges Gesicht. Ihr Einfluss zeigt sich darin, dass mir eine Periode ungewöhnlich intensiver Gefühle bevorstehen soll.  Sie kennen meine Bedürfnisse und vermitteln mir ihre Botschaft in Form freundlicher Worte. So wird mir eröffnet, dass ich heute Morgen das starke Bedürfnis habe, mich selbst kennenzulernen und das Leben weitgehend durch meine Emotionen zu erleben.

Es kann demnach eine Zeit sein, die nicht allzu gut geeignet ist für Arbeiten, die einen klaren und emotionslosen Geisteszustand erfordern. Klarheit und Emotionslosigkeit sind tatsächlich gerade kein großes Thema für mich. Bin ich etwa gefährdet, im täglichen Leben, bei meinem alltäglichen Tun meine Emotionen zu stark mit einzubringen? Und wenn ja, worin liegt diese Gefahr? Warum soll ich nicht einen Gefühlsreichtum erleben, der mich froh stimmt und durch den Tag trägt.

Sind es nicht die positiven Emotionen, die helfen Ärger und Spannungen zu bewältigen? In einer emotional positiven Verfassung habe ich viel stärker die Gewissheit, mit Schwierigkeiten fertig zu werden und mich innerlich stark und sicher zu fühlen. So kann ich eigene Prozesse überdenken, sie bewerten und ihnen - falls nötig, einen anderen Platz auf meiner Prioritätenliste zuweisen.

Und das Wichtigste: Ich müsste kein schlechtes Gewissen haben, gegenüber meinem Engel. Heute Morgen habe ich davon gelesen, über die Engellieder von Rainer Maria Rilke, irgendwo im Netz. Sofort sprang mich mein Gewissen an, wie es denn sein kann, dass ein „armer“ Engel meinetwegen so leiden müsse. Das muss er nicht und das soll er nicht, erklärt meine innere Stimme. Denke an das, was du weiter oben über die Sterne geschrieben hast und ihre Botschaften. Denke an das Leben das besser gelingt, mit positiven Gefühlen und der Kraft die aus diesen wächst.


Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab´ ich ihm seine Himmel gegeben, –
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, –
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten –
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

* * * * *

Ich ließ meinen Engel lange nicht los -Engellieder - Rainer Maria Rilke




Dienstag, 3. Dezember 2024

Zeit

 



NICHT OKTOBER NICHT NOVEMBER


Herbst sagst du
aber ich sage dir
nicht Oktober nicht November
du musst einen neuen Kalender erfinden
ein andres Alphabet
eine Sprache die Einhalt gebietet
denn die Zeit fällt
fällt ins Unabsehbare
und wir fallen mit ihr

(Rose Ausländer)


Es ist Dezember. Der erste Advent wurde gefeiert und ähnlich, wie in Rose Ausländers Lyrik, erlebe ich diese Zeit als etwas das "fällt". Einem oder einer zufällt und weiter zieht. Es ist Zeit, an die Sperr- und Dunkelnächte zu denken, die ich ab dem 8. Dezember "feiern" werde. Ebenso werde ich, wie jedes Jahr, die Rauhnächte zelebrieren. Die Zeitqualitäten wollen aufmerksam beobachtet, gewürdigt und gelebt werden. Ich werde in die Vergangenheit und in die Zukunft schauen und ahnen und wissen, dass Zeit viele Dimensionen hat, von denen wir nicht alle kennen.  


Die passende Lektüre heute: Die Entdeckung der Langsamkeit von Sten Nadolny







Freitag, 22. November 2024

Geschichten


 Hexenhaus, Magie oder Metapher ?

Werden Menschen geformt von eigenen Energien und Kräften? Oder sind es die Geschichten, die in ihnen und um sie herum geschehen. Formen Menschen Geschichten? oder ist es denkbar, dass es genau umgekehrt passiert? Erkennen Menschen Muster, Gedanken und Melodien die sie formen oder sind es vereinfacht gesagt, Muster, Gedanken und Melodien, die Menschen "bilden", die schon lange vorher in ihnen verwoben waren, sind?

Berührt sein von Leben heißt, vielleicht, habe ich das was geschieht tatsächlich gespürt. Oder  es ist ein Echo, eine  Antwort auf eine Vergangenheit, die nicht zwangsläufig von mir gelebt und erlebt worden ist. Ist es Teil meiner Lebensgeschichte, meines Lebensfadens oder ist es  ein fremder Teil eines fremden Lebens, das um mich herum und in mir gelebt, verwoben wurde, gar noch gelebt wird.  

Wie können wir uns selbst erklären, uns selbst verstehen, ohne in einen Strudel aus Fragen zu geraten, zu deren Antworten wir keinen Zugang haben. Alte Denk-und Glaubensmuster existieren nicht mehr. Kirchliche und familiäre Wegweiser gehören oft der Vergangenheit an. Werte, die unsere Eltern noch mit gutem Gewissen vermittelt haben, scheinen obsolet. Wir ziehen es vor, nur uns selbst zu vertrauen. Was eine gute Sache ist, wären da nicht die vielen alten Glaubensmuster und Werte, die für unsere Eltern Gültigkeit hatten, die ihr Leben bestimmten, es zu einer Gemeinschaft verwoben haben - und, die in unser heutiges Leben hinein wirken. Und: trotz allem scheint es, dass sie sich nicht  als tragende Werte entpuppt haben. Ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht, haben sie diese Werte aber im Rahmen unseres Sozialisationsprozesses an uns vermittelt. Sind wir uns dieser Mechanismen bewusst, die unser Leben und damit unsere Werte bestimmen oder ziehen wir es vor, zu verneinen, zu negieren und unsere eigene Werte zu kreieren? Und weiter und wieder gefragt, welchen Wert stellen die Fixpunkte, Eltern und Gesellschaft und unsere eigenen, in unserem Leben dar? 

Wir alle lieben Geschichten, die ein "gutes Ende" haben. Doch was, wenn es uns nicht gelingt, ein gutes Ende, geschweige denn, noch davor, ein gutes Leben zu leben, für unsere Lebensgeschichte zu schaffen? Und weiter: Sind wir uns dessen bewusst, dass Zuordnungen nicht für ein ganzes Leben taugen? Dass wir Kapitel für Kapitel neue Heimaten suchen und finden müssen/ sollen/ dürfen? Wissen wir um die Kraft, die in Geschichten steckt?


Schwester Gretel hat, um ihren Bruder zu retten, die Hexe in den Ofen gestoßen. Bravo, ruft das Publikum. Sie hat die Geschichte erkannt und sie zu einem guten Ende geführt. Nebenbei bemerkt, Gretel  muss sich auch nicht länger mit der Frage herumschlagen, was sie am Los ihres Bruders hätte "verbessern", ändern können. Im Sinne von "wenn nicht er ...  dann wäre ich in die Hände der Hexe gefallen ...". War es ein Akt des Mitgefühls oder stand der Wunsch, sich selber zu retten im Mittelpunkt? Wir wissen es nicht oder wollen es nicht wissen und vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt, diese Geschichte nun loszulassen. Es ist passiert, schreiben die Brüder Grimm, die Geschichte ist vorbei und Hänsel ist gerettet. 

Beide Protagonisten dürfen jetzt die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen. Das Muster des Helden und der Retterin ist bedient und ruft nach einer neuen Herausforderung. Jetzt können auch wir die Geschichte beruhigt loslassen und uns nach einer anderen umsehen. Nach neuen Erfahrungen, neuen Entscheidungen und neuen Mustern.


Nebenbei? und hoffnungsvoll:  Swami Sivananda sagt: 

Alle Fähigkeiten, Energien und Kräfte liegen in dir verborgen. 

Entfalte sie und werde frei und groß.









Dienstag, 12. November 2024

Die Mässigkeit

Meine Tageskarte aus dem RWS-Tarot vom 12.11.2024


Um einen anderen, neuen Bezug zu den Karten herzustellen, intensiver über deren Bedeutung nachzudenken, möchte ich hin und wieder Gedichte, besonders Haiku aber auch Elfchen zu den Karten verfassen. Hier sind meine ersten:


Haiku

Stiller Fluß im Herbst,
Herz zwischen Helle und Dunkelheit,
Harmonie erwacht.


Elfchen

Mäßigkeit
sanftes Fließen
Harmonie und Ruhe
alles findet seinen Weg
Balance.



Zu dieser ruhigen Stimmung passte sehr schön der Abendspaziergang mit Marie, am Rande unseres Dorfes:








Freitag, 8. November 2024

Immer noch? Herbstfarben und Geschichten

 

Han Kang, die Gewinnerin des Nobelpreises für Literatur 2024 (Griechichstunden), hat ein sehr schönes und beachtenswertes Buch geschrieben. Es ist nicht ihr erster preisgekrönter Roman, und der, nicht nur für mich - viele Fragen aufwirft.

Ich meine das Buch „Die Vegetarierin“. Es ist in Deutschland zuerst 2016 bei Aufbau erschienen. Han Kang schreibt über eine junge Frau, die aufgrund ihrer augenscheinlichen „Normalität“ einen Ehemann findet, der genau diese Eigenschaften schätzt, sie braucht, um sein eigens Sein nicht in Frage stellen zu müssen.

Doch diese, seine Frau, entwickelt über Nacht, hervorgerufen durch einen Traum, einen kompromisslosen Vegetarismus, der ein Veganismus ist. Es gibt künftig keine tierischen Produkte mehr für sie und deshalb auch nicht für ihren Ehemann. Die gesamte Familie steht Kopf und will die Protagonistin zum einen überreden, zum anderen sogar zwingen, tierische Produkte zu verzehren. Das geht natürlich - und Göttin sei Dank - schief und wir tauchen ein in das neue Leben der Yong-Hye.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung wird auf dem Buchcover zitiert: "Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch über eine Frau, die laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist- bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen."

 


Ich war sehr neugierig auf das Buch, weil ich die Perspektive, die Gedanken des Ehemannes so überaus grotesk empfunden habe. Wer, bitte! sucht sich einen Partner, eine Partnerin unter der Prämisse der Durchschnittlichkeit? Oder ist in einem dunkleren Zusammenhang Durchschnittlichkeit mit Gewohnheit, dem was wir kennen, zu assoziieren? Suchen wir immer nur das Bekannte? (Darauf gibt es Hinweise ...)  Stets darauf bedacht, keine Unsicherheiten zu erleben, um in uns selbst autark und zweifelsfrei zu bleiben?

Diese Fragen bewegen mich auch nach der Lektüre des Buches. Wer, welche bin ich? Welche Erwartungen lebe ich? Sind es meine Erwartungen oder die von Familien, von Gesellschaften, von Umständen? Finde ich Schnittstellen zu meinem Leben? Möchte ich die überhaupt finden?

*****

Im „Heute“ (was ist das schon?) stricke ich mehr oder weniger absichtsfrei, jedoch sehr gern beim Lesen bzw. Hören von Büchern. Ich bin keine geübte Strickerin und schaffe innerhalb eines Jahres nur ein Schultertuch und Teile eines Pullovers und kleinere Arbeiten. Die möchte ich heute gerne zeigen, als Ergänzung zu meinen Gedanken und meinen gelesenen Büchern. Es tut meinem Geist gut, dass meine Hände eine "Handarbeit" haben, die sie weg tragen aus meinen Gedanken. Mit jeder Masche, die gestrickt oder gehäkelt wird, werden sie ruhiger und ich entspanne meinen Geist, meinen Körper, mich.



Die Lyrik dazu, heute? 


Jeder Mensch erfindet sich früher oder später

eine Geschichte, die er für sein Leben hält,

oder eine ganze Reihe von Geschichten.


Max Frisch



Was könnt eine dem hinzufügen?  Hat dieses Thema eine Bedeutung für dich? Was sind deine Gedanken dazu? Magst du sie teilen?









Samstag, 2. November 2024

Ich liebe Romane,

doch ich bin keine Liebhaberin von Kurzgeschichten. Entweder ich habe mich gerade eingelesen in eine Situation und schon ist sie zu Ende - oder die Geschichte endet irgendwie unfertig - oder das Genre liegt mir einfach per se nicht. Das ist legitim und wird (für mich) bestätigt in dem kleinen Buch von Doris Dörrie "Mitten ins Herz" aus der Diogenes Bibliothek. Der kleine Band enthält die besten Kurzgeschichten von Doris Dörrie, lese ich auf dem Umschlag. Hmm, denke ich, wie wunderschön! Doch warum komme ich nicht hinein, in diese Welt, in die Welt der Kurzgeschichten. Was habe ich nicht verstanden?


Ich drehe das Büchlein um und lese einen so schönen und klugen Satz, der mich freut und mir doch wieder Lust macht, auf den Inhalt dieses Buches - und den ich gerne mit euch teilen möchte:


Doris Dörrie schreibt:

"Wir werden immer mehr reduziert auf ein vorgegebenes, genormtes Leben. Ich glaube, wir müssen uns wieder auf unsere eigene Kraft besinnen, was wir - nur für uns - wirklich sein möchten. Das ist schwer geworden, weil wir umzingelt sind von Bildern dafür." 

 

*****

Wie gerne möchte ich das. Ein nicht genormtes Leben leben, mich auf meine Kraft besinnen und darauf, was wichtig ist für mich. Ich möchte mir meine eigenen Bilder malen, die mir ein Gespür geben für das Wesentliche und die trotzdem meine Bilder sind, die mich begleiten, auf meinem Weg. 


 

 


 


Sonntag, 27. Oktober 2024

Geschichten

Es sind unsere Geschichten,

Die uns wieder erschaffen,

Wenn wir zerrissen, verwundet,

Ja, vernichtet sind.


Doris Lessing 22.10.1919 - 17.11.2013



Es sind aber auch die Geschichten anderer Menschen, die uns immer wieder berühren, faszinieren, in die Arme nehmen. Solche Geschichten habe ich bei Michiko Aoyama gefunden. In ihrem Buch "Frau Komachi emphiehlt ein Buch" lese ich von Menschen, die eher zufällig ein Gemeindezentrum in ihrem Wohnbezirk, irgendwo in Japan, betreten. Es gibt unterschiedliche Gründe für ihren Besuch aber alle landen in der kleinen Bibliothek, die von zwei Mitarbeiterinnen betreut wird. Eine Mitarbeiterin ist Frau Komachi, die es schafft, für jede und jeden das geeignete Buch zu empfehlen und damit eine Wende oder ein Umdenken, im Leben der jeweilig Lesenden zu schaffen. Der Anfang eines Beratungsgesprächs steht immer die Frage: "Was suchen sie?". Diese drei Worte denke ich mir irgendwann auch als Leserin. Was suche ich in einem Buch, in den Gedanken anderer. Und mit dieser Frage lande ich auch bei mir. Es sind die Geschichten, die ich suche, das erzählte Leben anderer Menschen. Ohne dass ich jetzt eine tiefgründige Analyse zum Geschichtenerzählen verfassen möchte, spüre ich das Lagerfeuer früherer Zeiten. Das Feuer, an dem Menschen sitzen und sich Geschichten erzählen.


Ich mag diese wie zufällig arrangierte Treffen der Protagonisten, über ihre eigene Geschichten hinaus. Sie treffen einander ohne Absicht und ergänzen die Geschichten der anderen Protagonisten. Mir gefällt sehr, wie Michiko Aoyama zeigt, dass wir alle miteinander verwoben sind ... ohne es zu merken. 



Gerade gelesen habe  Laura Imai Messinas neuen Roman. Er heißt: "Das Archiv der Herzschläge". 

Der Klappentext lautet:

"Im Südwesten Japans, liegt eine einzigartige kleine Insel: Teshima. An der Ostspitze der Insel steht ein Gebäude, in dem die Herzschläge von Zehntausenden von Menschen katalogisiert sind, lebenden und toten, die von den unterschiedlichsten Orten der Welt stammen. Es heißt Shinzō-on no Ākaibu, das Archiv der Herzschläge. Shūichi ist ein bekannter Illustrator, und hat eine Narbe in der Mitte seiner Brust. Er wird von seinem eigenen Herzschlag verfolgt, dem er jede Nacht lauscht, so als wolle er ihn an etwas erinnern, das teilweise im Dunkeln liegt. Als Shūichi nach dem Tod der Mutter in sein Elternhaus am Rande von Tokio zurückkehrt, macht er Bekanntschaft mit einem Jungen, der wie ein Schatten um das Haus schleicht. Shūichi und der achtjährige Kenta gehen eine außergewöhnliche Verbindung ein, die es ihnen ermöglicht, das Vergangene nicht länger zu verdrängen. Ihr Weg wird die beiden nach Teshima führen."


Eine bewegende Geschichte, die über Freundschaft und Liebe erzählt. Sie erinnert mich an meine eigene Kindheit. Besonders, wenn die Autorin ihren erwachsenen Helden sagen lässt: "Die Kindheit kann eine schreckliche Zeit sein". 

Es ist eine völlig subjektive Zeit, in der Individuen ihren eigenen Kosmos und den der anderen kennenlernen und erkunden. So entdecken Shūichi und Kenta Gemeinsamkeiten in ihrer beider Leben, die verblüffend sind. Der Erwachsene, der sich mit seinen Illustrationen einen Teil dieser magischen Kind-Zeit bewahrt hat und das Kind, das so viel mehr weiß, als es zunächst scheint. Mir gefällt, wie die Autorin Bezugspunkte zu ihren anderen Romanen knüpft. Besonders zu meinem Lieblingsbuch " Das verborgene Leben der Farben", über das ich hier ein wenig geschrieben habe. Wir treffen Protagonisten wieder, die dort schon eine Rolle gespielt haben und die Geschichten verweben sich in- und miteinander. 


*****

Am Ende meines Postings möchte ich noch ein Zitat widergeben, das Shūichi in sein Notizbuch schrieb:

"Man kann über seine glücklichen Tage nicht viel sagen", fuhr die Sphinx nach einem langen Schweigen fort, "das Glück hasst die Worte".


Friedrich Dürrenmatt

Das Sterben der Pythia









Mittwoch, 23. Oktober 2024

Haiku

Morgennebeldunst

Wie ein hingemalter Traum

geht ein Mensch vorbei.




Yosa Buson oder Yosa no Buson

1716 bis 1784

 

 

Sonntag, 20. Oktober 2024

Reden sie nie mit Unbekannten

schickt der Autor Michail Bulgakow seinem Roman "Meister und Margarita" voraus. Wieviel Wahrheit in diesen wenigen Worten stecken kann, wird schon bald deutlich. Bereits vor einigen Wochen habe ich diesen lesenswerten Roman aus dem Moskau der 1930er Jahre gelesen. Der ANACONDA Verlag schreibt auf der Rückseite des Buches das Folgende: Der Teufel sucht die Stadt heim und stürzt ihre Bewohner mit tatkräftiger Unterstützung seiner Zauberlehrlinge in ein Chaos aus Hypnose, Spuk und Zerstörung. Es ist die verdiente Strafe für Heuchelei, Korruption und Mittelmaß. Doch zwei Gerechte genießen des Teufels Sympathie: der im Irrenhaus sitzende Schriftsteller, genannt der "Meister" und Margarita, seine einstige Geliebte. Bulgakows Gesellschaftssatire aus der Sowjetzeit ist ein faustisch-fantastisches Meisterwerk. 


Wer kluge Dialoge mag, Freude hat an ausgefeilten Wortspielen, wird mit diesem Buch eine Reise in eine fantastische Welt antreten, die in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts Kultstatus errungen hat. Eine Satire verwoben mit einer Liebesgeschichte, die sich um den Meister und Margarita dreht, entführt die Leserin und den Leser in eine Zeit, die vergangen ist, die aber dennoch aktuell zu sein scheint. 

Was war noch interessant? Die Ausstellung "Wrapped" in der Lüneburger Kulturbäckerei. Wer erinnert sich noch an Christo und Jeanne-Claude und deren Arbeiten, seine Verhüllungen rund um die Welt? Im Mittelpunkt der Ausstellung stand der Prozess dieser Kunst. Die jahrelangen Vorbereitungen, Skizzen, Collagen, Fotos usw. Die Idee war, Dinge des alltäglichen Lebens einzuhüllen, zu verpacken. Das ist dem Künstlerpaar wunderbar gelungen. Besonders monumentale Objekte, wie z.B. die Verhüllung des Reichstages und ganzer Landschaften, hat unglaublich viele Kunstinteressierte begeistert. Eine kleine, feine Ausstellung, die ich gerne besucht habe und in der ich ein wenig in Erinnerungen schwelgen durfte.  





Mittwoch, 9. Oktober 2024

Oktobertage


Die Tage sind merklich kürzer geworden, der Abschied des Lichts in die dunkle Jahreszeit. Ein guter Grund freie Minuten und Stunden in der Natur zu verbringen und mit Sonnenstrahlen durch die Wälder zu laufen.




An  Nachmittagen und Abenden locken Bücher mit ihren Geschichten, denen ich lesend lausche. Iris Wolffs Roman "Die Unschärfe der Welt", hier die Ausgabe der Büchergilde Gutenberg, erzählt eine Familiengeschichte, die im Banat spielt. Es ist ein Roman, der von vier Generationen erzählt. Wie schafft er das auf 213 Seiten? Es sind Geschichten aus dem Leben der Handelnden, die erzählt werden. Prosaisch sind sie und dennoch voller Magie. Natürlich geht es um die Liebe. Geht es nicht immer um die Liebe? Von der wir erfahren und die in Begebenheiten eingebettet, erzählt wird. Von Lebenswegen und Freundschaft schreibt die Autorin, von Schicksalsschlägen und Distanz, eigentlich von allem, was wir selbst im Laufe der Jahre erleben.


Es sind schöne Bilder, die Iris Wolff malt, obwohl die Lebensalter der Protagonisten fern scheinen. Es sind offenbar nur junge Menschen, die sich verlieben und das weckt Erinnerungen an eigene Verliebtheiten, verliebte Zeiten, an die Jugend und das Leben. Vielleicht liegt darin der Zauber der Geschichten. Sie entführen uns zu uns selbst, ohne dass wir es merken und schon liebt man dieses Buch.


Dem Roman stellt die Autorin Worte von Richard Wagner voran:


Ich sah 

den Stein schmelzen

und die Liebe gehen


ruft der Vogel

aus dem Baum.


Wir sagen:

Er singt.















Mittwoch, 25. September 2024

Wandelzeiten

Es gibt diese Tage, da sehnt man sich nach tiefgreifenden Erlebnissen, ohne dass es einem oder einer bewusst ist. Wir schauen auf unsere mitmenschlichen Verbindungen und spüren die gemeinsame Verwurzelung. Aber es gibt auch die Tage, an denen wir uns nicht verwurzelt fühlen und irgendwie in der Schwebe sind - zwischen unseren Wurzeln und dem Himmel. 

Das Jahresrad hat sich unablässig weiter gedreht, ohne dass die meisten darüber nachdachten. Und wir, die wir gerade noch in  Sommersonnenstunden geschwelgt haben, an denen alles machbar ist, sehen aus dem Fenster und sehen Regentage, die den Herbst einläuten - pünktlich zur Herbst-Tag- und Nachgleiche.

Eine Erinnerung und Aufforderung, den Fokus auf das innere Geschehen zu richten. Zeit, um die eigenen Wurzeln zu fühlen und Zeit um uns zurückzuziehen. Ich mag es,  Wohlfühlmomente zu gestalten und mich mit Kerzen, Tee, Strickzeug und Büchern an meinen Lieblingsort  zurückzuziehen. 

J.R.R. Tolkien legt seinem "guten" Magier die folgenden Worte in den Mund:  “Alles, was wir entscheiden müssen, ist, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist.” (Gandalf). Also lasst uns nachdenken und Entscheidungen treffen - für eine gute Zeit und ein gutes Leben.





Donnerstag, 5. September 2024

Die Seele stärken


kann vieles sein, in diesen schönen Sommertagen. Heute ist es z.B. ein Ausflug mit Marie zu unserer Lieblingsbank im nahen Wäldchen. Dem Körper etwas Gutes tun, wird auch die Seele stärken. Eigene Bedürfnisse und Empfindlichkeiten können wahrgenommen werden und Rücksicht auf uns selbst kann Heilung und Linderung sein.

Wir wurden herzlich empfangen von unserer Lieblingsbank und haben eine kleine Rast eingelegt, um Wasser zu trinken. Wir haben Käfer auf ihren Wegen zuzusehen, und dem Sommerwind gelauscht. Einfache Dinge, die die Empfindsamkeit erhöhen und das Einfühlungsvermögen stärken. 



Unser Gefährt: Im Anhänger kann Marie sich ausruhen, wenn die kleinen Füße müde werden und wir können trotzdem aktiv im Wald und auf Feldwegen unterwegs sein. 







Wir leben alle, wissen aber nicht,

warum und wofür.

Wir leben alle mit dem Ziel,

glücklich zu werden.

Wir leben alle verschieden

und doch gleich.


Anne Frank, aus ihrem Tagebuch, Juli 1944
 







Freitag, 30. August 2024

Wie kommen Bücher zu mir?

Oft sind es Gedanken oder Sätze die mir auffallen, mich ansprechen oder in einen inneren Dialog mit mir gehen. Oder ich lese über Biografien von Autorinnen und Autoren, die ich interessant finde, die mich neugierig machen, mehr zu lesen. Bestsellerlisten gehören nicht zu meiner Lektüre und trotzdem stellen sich viele der literarischen Kostbarkeiten als Schätze heraus. Wie z.B. die Autorin Olga Tokarczuk, geboren 1962, eine polnische Psychologin und Autorin, die ich im Juni entdeckt habe. Im Jahr 2019 erhielt sie für ihr Buch „Unrast“ rückwirkend den Nobelpreis für Literatur des Jahres 2018, der zuvor nicht vergeben wurde.

Heute stelle ich ihr Buch „Der Gesang der Fledermäuse“ vor. Ein moralischer Thriller, so heißt es im Klappentext, der den Leserinnen und Lesern die Erzählerin, Janina Duszejko, näherbringt. Sie lebt alleine auf einem Hochplateau des Glatzer Kessel (siehe unten ***), irgendwo am Rande der zivilisierten Welt, wo sie ihren Leidenschaften, der Astrologie und der Wortkunst - und ihre Liebe zu Tieren lebt.

Als in ihrer Umgebung eine Leiche nach der anderen gefunden wird, scheint sie der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Dabei nutzt sie, die allgemein als Verrückte angesehen wird, das „unauffällige Erscheinungsbild einer alten Frau, oft mit einer Plastiktüte in der Hand“, irgendwo unterwegs auf Feld- und Waldwegen.  

Das unauffällige Erscheinungsbild einer alten Frau, steht da. Wo fängt es an? Wie sehe ich ältere Frauen in meinem Alltag, auf meinen Wegen und wie sehen sie mich? Das sind Gedanken, die sich zu ergründen lohnen. Und ich kann mir vorstellen, dass Bücher und die Gedanken anderer Autorinnen hilfreich sind, sich dieser Thematik zu stellen. Noch ein anderer Gedanke keimt in mir auf. Versteckt der Titel noch eine untergründige Botschaft? Dürfen ältere Damen als singende Fledermäuse interpretiert werden? Eine Gattung, die man am Tage nicht sieht und deren Lieder und Gesänge für Menschenohren nicht hörbar sind. Und, deren Aufenthaltsorte als düster und melancholisch gelten dürfen. Hmmm ...

Ich liebe den Roman, die Stimmung des Waldes, die Sprache, die die Autorin erdacht hat und die vielen nachdenklich stimmenden Sätze, die mich immer wieder überrascht und erfreut haben. So denkt die Protagonistin beispielsweise über einen ihrer Nachbarn: „… und es sieht so aus, als hätte er beschlossen, ein neues Leben zu beginnen, wie jeder, dem die Ideen und die Mittel für das alte Leben ausgegangen sind“.

Oder sie philosophiert über eine alternde Realität: „Heute wagt es niemand mehr, etwas Neues zu denken. Alle sagen nur pausenlos, wie es ist, und spinnen die alten Gedanken weiter.“

Das sind Gedanken, die man stundenlang weiterspinnen könnte und oft tue ich das auch für mich, in meinem Kämmerlein und auf meinen Spaziergängen.

Eine Theorie, die die Autorin ihre Ich-Erzählerin denken lässt, fasziniert mich ebenfalls sehr. Sie schreibt: „ … Ich glaube nämlich, unsere menschliche Psyche ist dazu da, um uns vor dem Anblick der Wahrheit zu bewahren. Um uns keinen direkten Einblick in den Mechanismus zu erlauben. Die Psyche ist unser Immunsystem - sie sorgt dafür, dass wir niemals verstehen, was um uns herum vorgeht. Hauptsächlich ist sie damit befasst, Informationen zu filtern, auch wenn die Möglichkeiten unseres Gehirns gigantisch sind. Doch alles Wissen wäre nicht zu ertragen. Denn jedes kleinste Teilchen der Welt ist aus Leid zusammengesetzt. ..."


So verwundert eigentlich das fulminante Ende des Romans nicht wirklich. Die Autorin hat zwar Hinweise gestreut, die aber in meinem Lesefluss untergegangen sind. Erst beim Nachlesen wurden sie für mich sichtbar. Ich hatte der Protagonistin zu viel Aufmerksamkeit entgegengebracht, und mein ungefiltertes Wohlwollen, vielleicht…


Vielleicht konnte ich euch neugierig machen auf dieses feine, nachdenkliche Buch und hoffe, dass ich nicht zu viel verraten habe. Meine Ausgabe ist die erste Auflage der deutschen Ausgabe aus dem Jahr 2011. Verlegt wurde das Buch bei Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main.

 

 

 

*** Glatzer Kessel (polnisch Kotlina Kłodzkatschechisch Kladská kotlina) ist eine geographische Bezeichnung für ein Gebiet innerhalb der ehemaligen Grafschaft Glatz. Das Gebiet entspricht seit Kriegsende 1945 weitgehend dem polnischen Powiat Kłodzki. Nach petrologisch-tektonischen Gesichtspunkten gehört es zum Landschaftsraum der Innersudetischen Senke.

Quelle: Wikipedia


KI-generiertes Bild



Samstag, 24. August 2024

Die Sprache der Natur

 

Segen der Apachen

Möge die Sonne dir jeden Tag neue Energie bringen
Möge der Mond dich sanft erneuern in der Nacht
Möge der Regen all deine Sorgen fort spülen
Möge der Wind neue Kraft in dein Sein wehen
Mögest du freundlich durch diese Welt gehen
und ihre Schönheit erkennen an jedem Tag deines Lebens.


Ein heißer Tag erwartet uns. Bis zu 30° C sollen es werden. Am Wochenende beginnen die Tage später bei mir und ich werde mit Marie später in den Wald fahren, wo das Laufen für sie angenehmer ist. In dem Wissen, dass die Sonne uns gute Energien schenkt, gehen wir langsam durch die  noch grünen Spätsommertage und genießen ihre Wärme. 

Regen und Wind haben uns gestern Abend beglückt. Der Wind ist durch den Garten getanzt. Hat Zweige und Blätter zerzaust und mit ihnen getanzt. Dazu kam der leichte Regen, der Erde und Grün erfrischte. Hat er meine Sorgen fort gespült? 

Ich möchte freundlich durch die Welt gehen und dabei meiner inneren Stimme folgen. Ich wünsche mir Frieden und Schönheit - auch heute. Ich möchte versuchen, im Augenblick zu leben und zu Lauschen, auf das Innen und Aussen. Ich werde Papier mitnehmen, in den Wald und einen Stift - und Gedanken einfangen, den Sommer umarmen. 


KI-generiertes Bild zum Thema



 


Dienstag, 20. August 2024

Undenkbar - gerade


 Du brauchst dein Zimmer nicht zu verlassen …

bleib einfach an deinem Tisch sitzen und horche.

Du brauchst nicht einmal zu horchen, warte einfach.

Du brauchst nicht einmal zu warten, werde einfach still –

und die Welt wird sich offenbaren, um demaskiert zu werden;

sie hat gar keine andere Wahl.

Sie wird sich in Ekstase vor deinen Füßen wälzen.

Franz Kafka


* * * * *


Draußen locken das schöne Sommerwette und das Leben ins Freie. Die Zeit am Schreibtisch ist knapp bemessen, weil so viele andere Dinge verführen. Der Garten, Spaziergänge,  die Prinzessin und immer wieder Wege, die neu oder alt gegangen werden wollen. 







Vollmond

Mond betritt Fische um 0.52 Uhr (20.08.24 bis 22.08.24)






Mittwoch, 14. August 2024

Räume entdecken




 Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. 

In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. 

In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.


Viktor Frankl



Freitag, 9. August 2024

Still und leise

betrete ich wieder das Bloggerland und meinen Blog. Was war, ist der Grund für meine Pause. Eine Schreibblockade? Gesundheitliche Gründe? Das Leben, einfach? Oder ist da noch mehr ...

Vielleicht gelingt es mir heute und/ oder in den kommenden Postings, die letzten Monate ein wenig zu beschreiben. 

Bedanken möchte ich mich herzlich bei allen lieben Menschen, die hier vorbeischauen und das Blaue Haus besucht haben, auch wenn es nichts Neues gegeben hat. 

Mein derzeitiges Fernstudium, "Kreatives Schreiben" ist auch zu kurz gekommen. Ich überlege, ob es die heißen Sommertage waren, die zu viel Kraft gekostet haben, denn hier im Norden Niedersachsens war das Wetter schön. Wir sind verschont geblieben von Überschwemmungen, Mega-Gewittern und zerstörerischen Stürmen. 

Der Ausgangspunkt für mein "wofür" - im Sinne von wofür mache ich etwas, z.B. das Schreiben, mäandert fröhlich um mich herum. Es gibt so viele Dinge, die ich tun möchte und kann mich dann nicht für etwas entscheiden. Also: wo ist mein mentales Gleichgewicht und wo betreibe ich Selbstsabotage und wie sieht es mit den dazugehörigen Gründen aus?

Das sind Fragen, auf die ich Antworten suche. Für eine Weile entscheide ich mich dafür, dass nicht der Weg das Ziel ist, sondern dass das Ziel wichtiger als der Weg ist. Was meint ihr dazu? Ist der Weg wichtiger als das Ziel oder fokussiert ihr einen Fixpunkt, zu dem hin ihr euch aufmacht. Es bleibt spannend.







Samstag, 25. Mai 2024

Dystopie oder Realität

 

 

Es geht immer nur um uns.

Um unsere Wünsche.

Um unsere Befindlichkeiten.

Um unser Spiegelbild.

 

Es gibt Momente, in denen wir heraus schauen - um unsere Teller herum.

Momente, in denen uns Tierleid so stark berührt,

dass wir glauben, es nicht zu ertragen,

das andere Wesen so fern von Hoffnung und Hilfe zu sehen.

 

Es gibt Momente, in denen wir es nicht ertragen,

unseren Anteil an der Schöpfung zu sehen -

dem, was daraus wurde. Dem, was unser Anteil ist.

 

Es gibt Momente, in denen wir uns nicht in die Augen sehen können.

Weil wir so anders sind, als wir es denken.

Voller Angst, voller Gefühle, die wir nie in uns vermutet haben.

Wo der Schmerz uns auffrisst, unser Bewusstsein von Schuld vernebelt

und uns weitergehen heißt, in Tage und Nächte, die uns ratlos zurücklassen.

 

Es geht immer nur um uns.

Ob wir nicht doch einen Ausweg finden,

aus unseren Wünschen und Begehrlichkeiten.

Unser Spiegelbild zerschlagen …




Freitag, 17. Mai 2024

Grazien

"Kommt nun herbei, Grazien zart, Musen mit schönen Haaren."

Source: Wikipedia

So dichtete Sappho. Und es gefällt mir sehr. Musen, Grazien und dazu noch Schönheit, was kann ich mehr wünschen. Den Himmel auf Erden?

Sappho, eine der berühmtesten Dichterinnen der antiken Welt, wurde um das Jahr 630 v. Chr. auf der Insel Lesbos im ägäischen Meer geboren. Als Tochter eines reichen Adligen genoss sie eine privilegierte Ausbildung, die ihr eine umfassende Kenntnis der Literatur und der Künste vermittelte.

Es heißt, dass Sappho früh ihre Leidenschaft für Poesie entdeckte und begann, ihre eigenen Gedichte zu verfassen, die oft von Liebe, Leidenschaft und Schönheit inspiriert waren. Sie gründete (wie es heißt nach ihrer Rückkehr aus dem Exil) eine Schule für junge Mädchen und Frauen, die als "Sappho-Kreis" bekannt wurde, in der sie ihre Schülerinnen auf ihr späteres Leben vorbereitete und in der Kunst des Dichtens unterwies.

Ihre Gedichte wurden für ihre Eleganz, ihre Sinnlichkeit und ihre lyrische Intensität gerühmt und gewannen schnell an Popularität in der gesamten antiken Welt. Sappho wurde als "Zehnte Muse" verehrt und ihre Werke wurden von Generationen von Dichtern und Schriftstellern bewundert und nachgeahmt.

Es ist überliefert, dass Sappho aufgrund politischer Spannungen, so heißt es, gemeinsam mit ihrer Tochter, um 600 v.Chr. vom damaligen Tyrannen ins Exil nach Sizilien verbannt wurde.

Trotz ihrer großen Bedeutung für die antike Literatur ist nur ein Bruchteil ihres Schaffens erhalten geblieben. Viele ihrer Gedichte sind verloren gegangen oder wurden im Laufe der Jahrhunderte zerstört. Aber ihr Einfluss auf die Poesie und die literarische Tradition ist für viele Menschen unbestritten.

Sappho verstarb wahrscheinlich um das Jahr 570 v. Chr. Ihr Vermächtnis lebt jedoch weiter in den Fragmenten ihrer Gedichte und in der Erinnerung an eine Frau, deren poetische Vision und Leidenschaft die Welt veränderten.


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Wie komme ich auf Sappho? Mia Kankimäkis zweites Buch "Frauen, an die ich nachts denke" zitiert Sappho mit den obigen Zeilen. Sie schreibt darin über die Frauen, über die sie in schlaflosen Nächten nachdenkt, reflektiert. Sie nennt sie Nachtfrauen und die Autorin macht sich auf die Reise, um "den Spuren ihrer Heldinnen" zu folgen. Sie schreibt u.a. über Karen Blixen und Afrika, Isabella Bird, Ida Pfeiffer, Mary Kingsley, Nelly Bly, Yayoi Kusama und andere Frauen, die ihr Inspiration waren.

Das Buch ist wieder die Suche nach ihrem eigenen Roman, ihrem eigenen Stil. Darüber hat man schon in ihrem ersten Roman, "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" gelesen. Ich hätte mich gefreut, mehr über ihre Protagonistinnen zu lesen. Z.B. über Alexandra David-Neel, die als erste westliche Frau Tibet bereiste, sich heimlich auf den Weg nach Lhasa machte. Trotzdem finde ich das Buch lesenswert und ganz besonders die Ratschläge die sie ihren Nachtfrauen in den Mund legt:

"Wenn du unter Depressionen, Frustration oder Kopfschmerzen leidest, mache dich auf die Reise!"

oder:

"Sei mutig! Es macht nichts, wenn du Angst hast. Spiele mit den Karten, die du bekommst! Auch wenn du krank bist, kannst du aus vollen Zügen leben. Wenn du alles verlierst, fange an zu schreiben!

Es gibt so viele Parallelen zu heutigen Frauenleben. Die abenteuerlichen Reisen zu uns selbst, die wir durchleben. Das Hadern mit dem Schicksal, vielleicht. Die Themen Angst und Krankheiten haben unsere Vorfrauen mindestens ebenso beschäftigt, wie uns heutige Frauen. Es scheinen universelle Themen zu sein. Noch.


  




PS: Ich bitte die verschiedenen Schriftarten zu entschuldigen. Der Editor ließ sich nicht dazu bewegen, meine Formatierungen umzusetzen.