Loslassen und Abschiednehmen beschäftigen.
Sich zu schaffen machen an dem, was zu Ende geht.
Raum schaffen für das, was neu kommen will - und wird.
Von Eva Strittmatter bewegt mich:
Morgens Abends
Eines Morgens siehst du: aus der Schonung wurde
ein Wald.
Eines Abends begreifst du: diesen Sommer wurdest
du alt.
Dem Juniende sind schon Spuren vom Herbst
beigemischt.
Die langen langen Regen haben die Zeiten verwischt.
Die roten Rosen weinen und welken ohne Duft.
Würde die Sonne scheinen, röteten sie die Luft.
Eines Morgens siehst du das erste gilbende Blatt.
Eines Abends begreifst du, dass einer dich nicht
geliebt hat.
Deine nässekalten Hände halten einander fest.
Niemals ist alles zu Ende, immer bleibt noch ein Rest,
Eine Rose nach dem Regen und manchmal nach
dem Schnee.
Man muss sich weiterbewegen, das ist, was ich versteh.
Eines Morgens siehst du, der Himmel ist blau über dir.
Eines Abends begreifst du, was das heißt, du bist
noch hier.
* * * * *
Die, die Ihr noch hier seid, seid bedankt für Eure Geduld und Eure Freude an den Worten dieser wunderbaren Lyrikerin. Seid herzlich gegrüßt in die Novembernacht hinein und
habt es fein!
Eure Erika